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Der Schnitzer von Brünen

06.11.2008 | 19:46 Uhr
Der Schnitzer von Brünen

Hans Garwer ist ein Beispiel: dafür, wie man eine neue Heimat finden, wie man als Ruheständler kreativ sein und Anteil nehmen kann. Heute wird er 80.

40 Jahre lang hat Hans Garwer unter Tage gearbeitet. Als Grubenbetriebsführer im technischen Sonderdienst. Mit Urkunden und Landesverdienstorden ausgezeichnet, mit Unterschriften noch von Lübke und Heinemann. Dann ist aus dem Wattenscheider ein Brüner geworden. Seit 25 Jahren ist sein Zuhause am Kappertsberg. Dort lebt er mit Ehefrau Elisabeth, Tochter und Enkelkinder ganz in der Nähe, und feiert heute seinen 80. Geburtstag als aktiver Ruheständler. Er sei, sagt eine Nachbarin, der ebenso emsige wie liebenswerte Schnitzer von Brünen.

Engel, Bergleute und armer Poet

Hinter seiner Haustür begegnet man unversehens einer Engelschar, Maria und Josef und dem Jesuskind, Mädchen mit Trauben und Ähren und Spitzwegs armem Poeten. Und lauter Bergleuten. Ihnen gemeinsam ist: Sie sind aus Holz. Und Hans Garwer hat sie gemacht.

Als Volksschüler war er beim Wettbewerb „Seefahrt tut not” mit einem selbst gebastelten Schiff Westfalenmeister geworden. Dann folgte die Marineschule, dann der Beruf. Als Rentner, dachte er sich damals, wolle er mit dem Modellbau weitermachen. Aber als er und seine Frau über Bekannte an das Grundstück in Brünen gelangt waren, von wo er die letzten Berufsjahre nach Herne pendelte, war Nützliches gefragt: Kleinmöbel fürs Wohnzimmer, eine Wiege fürs Enkelkind. „Ich bin ja Ingenieur. Also muss man das können”, sagt Hans Garwer.

ann schickte ihn seine Frau ins Lechtal nach Österreich, auf die Schnitzschule. Seine mit Werkzeugen und Maschinen zunehmend ausgestattete Werkstatt im Keller wurde zum Ort enormer Kreativität und enormen Fleißes. Vornehmlich aus Lindenholz und am liebsten aus Zirbelkiefer („ihr Holz riecht so schön”) schuf er bei WDR-4-Musik bleibende Erinnerungsstücke an seine berufliche Vergangenheit, baute Enkelin Jane ein großes Puppenhaus mit Geheimfach, schnitzte seiner Frau die Heilige, deren Namen sie trägt, mit einem Rosenstrauß im Arm. In den Vereinen im Ort sei er natürlich auch zu Hause, sagt er, und als die Schützen jetzt ihr Jubiläum feierten, hat er ihnen ihr Wappen aus dem Holz gestemmt und gleich noch ein zweites fürs Rednerpult.

Immer wieder Neues gelernt

Jahr für Jahr hat er im Lechtal hinzugelernt. Wie man Vorlagen aufs Material überträgt, Proportionen abmisst oder mit Wasserfarbe bis hin zu Schattierungen koloriert. Jetzt ist er auch noch auf Gröberes gekommen: Mit der Kettensäge hat er einen abgesägten gegabelten Baum im Garten von Schützenkönigin Heidrun Hemsteg so bearbeitet, dass drei Köpfe entstanden. Ein Hingucker, an dem viele stehen bleiben, ein künstlerisches Denkmal.

Langsam gibt es im Haus voller hölzerner Werke ein Platzproblem. Aber Teile davon verkaufen oder im Auftrag arbeiten möchte Hans Garwer nicht. Vielleicht steigt Enkel Robert (12), der schon zweimal zum Schnitz-Kurs mitgefahren ist, auch noch in die „Produktion” ein. Sein Großvater, der sich auf die Geburtstagsfeier mit Familie und einigen alten Kollegen freut, tanzt derweil noch auf einer anderen Hochzeit: 200 Filme hat er gedreht – vom Urlaub, vom Erntedankfest vom Männergesangverein. Keine Langeweile, viel Zufriedenheit. Brünen, sagt er, sei für ihn „ein Glückstreffer”.

JOACHIM FREUND


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